AUTOR
Dipl. Ing. (FH) Rolf Ebnet, geboren 1956 in Donaueschingen,
interessierte sich schon früh für die Fliegerei und erwarb
1983 nach Abschluss seines Studiums seine
Privatpilotenlizenz. Er lebt in der Nähe von Augsburg und
ist beruflich für einen großen deutschen Elektrokonzern
tätig. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit der
Nachforschung von Fliegerschicksalen im Zweiten Weltkrieg (WW
II).
Wie
er dazu kam dieses Buch zu schreiben, schildert er auch im
Vorwort seines neu erschienen Buches 'Absprung ins
Ungewisse':
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Schon in meiner
Jugend erzählte mir meine Mutter vom Absturz
eines Bomberflugzeuges im Zweiten Weltkrieg bei
Dittishausen. Meine Mutter war zu dieser Zeit 13
Jahre alt, durfte natürlich nicht zur
Absturzstelle und kannte den Vorfall nur vom "Hören-Sagen".
Trotz Nachfragens meinerseits bei vielen älteren
Einwohnern wusste niemand genau, wie sich der
Absturz des Bombers ereignet hatte und was mit
der Besatzung geschehen war. Auch mein Vater
wusste von einem weiteren Absturz im Raum
Schollach, bei welchem mehrere Flieger ermordet
wurden. Auch hierüber war so gut wie nichts
bekannt. |
So
hat mich dieses ganze Thema eigentlich nie ganz losgelassen
und es kam der Zeitpunkt, an dem mir klar wurde, dass ich,
wenn ich nicht jetzt nach den Details fragen würde, wohl
bald keine Zeitzeugen oder gar Überlebende der Abstürze mehr
finden würde, um die Ereignisse und Erlebnisse aus erster
Hand zu erfahren.
Während meiner ersten Recherchen habe ich einen Zeitzeugen
aus Dittishausen kennen gelernt. Dieser hatte den Absturz
dort selbst miterlebt und in ihm waren die Erinnerungen noch
so präsent, dass er mir einiges erzählen konnte - ab dem
Moment als der Bomber in Sichtweite von Dittishausen kam und
dort abstürzte.
Offen blieb das Schicksal der Besatzung. Von der
zehnköpfigen Mannschaft waren drei Männer am Absturzort
gefallen, weitere verletzt und wurden tags darauf
weggebracht.
Was
ist eigentlich an diesem Tag passiert? Woher kam der Bomber?
Was ist mit den Überlebenden geschehen? Haben sie den Krieg
überlebt? Wie haben die Menschen am Unglücksort den Absturz
in Erinnerung?
Keiner wusste Genaues.
Auch der Fall "Schollach" blieb für mich lange im Dunkeln.
Was waren das für Männer, die hier von ihrem Schicksal
ereilt wurden? Die ersten Informationen fand ich in der
Schollacher Chronik und folgedessen packte mich das
Interesse so sehr, dass ich beschloss, zu den Abstürzen so
viel wie möglich und - aus oben genannten Gründen - so bald
wie möglich zu erfahren. Als ich dann von einem ehemaligen
Besatzungsmitglied des "Schollacher" Bombers, der noch heute
in den USA lebt, ein Originalfoto der kompletten Besatzung
zugesandt bekam, war der Entschluss endgültig gefasst, eine
kleine Dokumentation zu erstellen.
Ich
habe daraufhin angefangen, nach alle möglichen
Informationsquellen zu suchen und bin doch überrascht
gewesen wie viele Informationen - auch Details - noch heute
verfügbar sind. So liegt z. B. im Nationalarchiv der USA in
Alabama zu jedem vermissten oder abgeschossenen
amerikanischen Flugzeug, das nicht innerhalb von 24 Stunden
nach dem Einsatz zurückkehrte, ein Vermisstenbericht vor.
Diese so genannten Missing Air Crew Reports (MACR) können
jederzeit angefordert werden. Des Weiteren sind zu jedem
Einsatz Tactical Mission Reports (Einsatzberichte)
verfügbar, die den Einsatzablauf sowie Erfolg und Misserfolg
detailliert beschreiben.
Auch im Militärarchiv Freiburg sind umfangreiche Unterlagen
zum Zweiten Weltkrieg vorhanden, und hier konnte ich einiges
zu den deutschen Jagdfliegern und deutschen Flugabwehr
finden.
Besonders gefreut habe ich mich über die Offenheit der
vielen deutschen und amerikanischen Zeitzeugen.
Beide Abstürze sind nun über 60 Jahre her und trotzdem war
es ein sehr beeindruckendes Erlebnis, all den Menschen im
Raum Dittishausen und Schollach sowie den
Besatzungsmitgliedern und ihren Angehörigen in den USA bei
der emotionalen Schilderung ihrer Erlebnisse zuhören zu
dürfen.
Ganz allmählich enthüllten sich die damaligen Geschehnisse,
sogar viele für unmöglich gehaltene Einzelheiten wurden
sichtbar. In den zahllosen Unterhaltungen lebten die
unfassbaren Ereignisse wieder auf.
Rolf Ebnet
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Bob Muirhead,
Pilot des in Dittishausen abgestürzten Bombers
bei der Übergabe des Mannschaftsfotos und der
Identifikation der Crew-Mitglieder im Oktober
2004. |
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